100 Jahre MTV Wassel
Wenn ein dörflicher Verein, wie es der Männerturnverein von 1897 Wassel ist, sein hundertjähriges Bestehen feiern kann, so deutet dieses darauf hin, dass Vorstand und Mitglieder mit Zielstrebigkeit über Generationen hinweg gearbeitet haben. Sie haben so aus der Vereinigung von ehemals 14 Gründungsmitgliedern das gemacht, was den MTV Wassel heute darstellt. Der Sportverein ist zu einem der kulturellen Mittelpunkte des dörflichen Lebens geworden und zu der Institution, die sich um die sportliche Betätigung von Jung und Alt bemüht.
Gründungsmitglieder des MTV waren ausschließlich junge Männer. Deren Überlegungen waren zunächst nicht nur auf sportliche Ziele gerichtet, auch ein Pfeifenclub stand zur Debatte. Um verstehen zu können, was sie bewegt haben könnte, statt eines Pfeifen- oder Rauchclubs den Turnverein "Frohsinn" Wassel ins Leben zu rufen, sollte man versuchen, sich in die Verhältnisse zurückzuversetzen, die damals in der engeren und weiteren Heimat herrschten.
Bereits Anfang des Jahrhunderts - nämlich 1811 - hatte Turnvater Jahn den Gedanken propagiert "Leibesertüchtigung durch Turnen". Diese Idee hatte sich trotz des Widerstandes von politischer Seite weit verbreitet und zu vielen Vereins- und Clubgründungen geführt. Die Technisierung und die Industrialisierung gingen mit Riesenschritten voran. Das Königreich Hannover, dem man treu ergeben war, wurde gerade 30 Jahre vorher nach der verlorenen Schlacht bei Langensalza von Preußen "vereinnahmt". Damals waren erhebliche Kriegsschulden und Reparationen zu entrichten. Das neue Deutsche Reich war knapp bei Kasse, hatte aber die ersten 25 Jahre überstanden. Wilhelm II. hatte als König von Preußen und Deutscher Kaiser seit 10 Jahren das Zepter fest in der Hand. In Preußen galt noch immer das Dreiklassen-Wahlrecht. Der Verdienst der arbeitenden Bevölkerung war gering. Aus heutiger Sicht betrachtet, lebte man sehr dürftig und bescheiden.